8. Oktober 2016
Der letzte Lauf im Oktober 2016 sollte für unseren Hund ein fröhlicher Tag werden. Leider war das aber eine völlig falsche Erwartung, die wir hatten, weil meinem Hund im Zieleinlauf des ersten Durchgangs von der Besitzerin des mitlaufenden Hundes mit der gefalteten Leine auf Kopf und Rücken geschlagen wurde, so dass der beobachtende Richter sowie ich das Verhalten dieser Frau heftig monierten, weil Niemand die Erlaubnis hat, unseren Hund zu schlagen! Sie hatte nach ihrer Aussage lediglich Schwierigkeiten, ihrem Hund den künstlichen Hasen aus dem Maul zu nehmen, weil dieser dann knurren und beißen würde. Wie kann sie dann unseren Hund schlagen?
Das Verhalten dieser Frau war für uns sehr ärgerlich und für alle ein sehr schlechtes Erlebnis, das ich in vier Jahrzehnten noch nie erlebt hatte. Es war nicht nur unsportlich, sondern ebenso tierschutzrechtlich höchst bedenklich und überhaupt nicht akzeptabel. Deshalb habe ich sofort heftig interveniert. Der Richter, der das alles beobachtet hatte, unterstützte mich dabei und machte, wie ich später erfuhr, Meldung an die Rennleitung. Als die Frau sich bei mir entschuldigte, nahm ich diese an, weil ich da noch annahm, dass mein Hund das schlechte Erlebnis am Hasen wegsteckt. Auch nahm ich an, dass Daoud im 2. Durchgang einen anderen mitlaufenden Hund und auch einen anderen Einfänger erhält, was immer so üblich ist. Da hatte ich mich aber leider geirrt! Daoud bekam für den zweiten Lauf erneut diesen Hund als Mitläufer mit derselben Einfängerin. Das machte mich fassungslos!
Die Zuschauer konnten sehr gut beobachten, dass Daoud im 2. Durchgang dem mitlaufenden Hund bei jedem Haken weit voraus war (s. dazu die Fotos vom 2. DG), bremste jedoch im Ziellauf plötzlich und unerwartet ab und überließ dem anderen Hund den Hasen. Er ging für alle gut sichtbar erst wieder an den Hasen, als der mitlaufende Hund und die Einfängerin den Zieleinlauf verlassen hatten. Solch ein Verhalten meines Hundes, der in 6 Jahren einige Coursings gelaufen war, hatte ich noch nie erlebt! Das war mehr als eindeutig, dass er den erneuten Schlägen entgehen wollte. Da wusste ich, dass es falsch war, die Entschuldigung überhaupt anzunehmen; denn unsere Windhunde sind sensibler als wir denken. Als ich der Einfängerin dann erklären wollte, was sie angerichtet hatte, konnte ich ihren Äußerungen entnehmen, dass überhaupt keine Einsicht ihres Fehlverhaltens vorlag: Mir wurde sofort bewusst, wenn mein Hund seine sportliche Laufbahn begonnen hätte, hätte sie ihn mit diesen Schlägen – ein für alle Mal durch ihr unüberlegtes Verhalten – für den sportlichen Wettbewerb verdorben. Da war ich froh, dass es der Abschiedslauf war, der so aber keineswegs enden sollte!
Dass ein Punkteunterschied und ein daraus resultierender Vorteil durch das Verprügeln für den mitlaufenden Hund ebenso entstanden, war durch das Punkteergebnis gut zu sehen: Daoud 75/74 Punkte; anderer Hund 73/78 Punkte. Daoud nahm damit zwar den 7. Platz. und der andere Hund sogar den 6. Platz von 15 Rüden ein (er kam damit sogar noch in die Platzierung), jedoch war das Ergebnis für meine Beschwerde an die Sportkommission nicht ausschlaggebend. Ich bin der Meinung, dass Schläge grundsätzlich nicht hinzunehmen sind. Auch hätte der 2. Durchgang mit diesem Hund nicht erfolgen dürfen, und die Besitzerin des mitlaufenden Hundes hätte mindestens einen Verweis erhalten müssen.
Nach meiner Beschwerde an die Sportkommission teilte mir der Rennleiter des Vereins freundlicherweise mit, dass … „Die Dame, welche den Hund einfing, nicht die Besitzerin (war), sondern (sie) half nur beim Einfangen. Sie schilderte das Gerangel der beiden Hunde am Hasen, hierbei hätte sie mit der Leine den anderen Hund abwehren wollen, ein Schlagen mit der Leine war in keinem Fall beabsichtigt, sondern nur eine Abwehrreaktion gewesen. Ihr tat es Leid, dass sie doch den anderen Hund unglücklich getroffen hätte und entschuldigte sich bei der Besitzerin des anderen Hundes, die auch die Entschuldigung annahm.“
Der Rennleiter erklärte, dass er der Dame noch klar machte, dass solch ein Verhalten am Ziel bei einer Renn- oder Coursingveranstaltung auf keinen Fall geduldet wird und entsprechend mit Konsequenzen zu rechnen sei! Da keine offizielle Beschwerde der Besitzerin bei ihm einging und die Gegenseite sich nochmals für das Verhalten am Ziel entschuldigte, beließ er es bei einer Ermahnung und machte der Dame klar, dass bei einem nochmaligen Vorfall streng durchgegriffen würde!
Außerdem hat er sich im Namen des Rennvereins für diesen Vorfall bei mir entschuldigt und versichert, dass die Funktionäre des Verbandes solchen Vorfällen energisch nachgehen würden!
Diese Aussage des Rennleiters hat mich wieder beruhigt und machte mir zugleich bewusst, dass ich die Entschuldigung bei so wenig Einsicht hätte nicht annehmen sollen und eine offizielle Beschwerde in einem solchen Fall hätte konsequenterweise erfolgen müssen. Jedoch bin ich in 45 Jahren noch nie in einer solchen Situation gewesen und das gerade bei unserem Abschiedslauf! Das war mehr als schade. Jedoch habe ich daraus gelernt, dass man bei manchen Menschen mit allem rechnen muss. Ich würde mich im Wiederholungsfall auch anders verhalten.
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