Meine Windhunde ... und ich

Zur Abstammung meines Saluki
„Daoud Osjan Al Firdous“

Bahrami Khaja Al Firdous (Sire, geb. 30.6.2006) - Foto: Shera Chuat

Als ich im Sommer 2008 den Saluki World Congress in Finnland besuchte, habe ich einige hundert Salukis gesehen, die auf ihre Weise wirklich sehr schön aussahen. Doch keiner gefiel mir so gut wie mein verstorbener Gorazan. Das ist verständlich; denn der eigene Hund ist immer der schönste, der liebste und der klügste. Kurzum, ich merkte, dass die Zeit noch nicht gekommen war, mir einen neuen Hund anzuschaffen; denn ich wollte nicht, dass dieser mit seinem Vorgänger verglichen wird.

Bahrami Khaja Al Firdous (Sire, geb. 30.6.2006) - Foto: Shera Chuat

Interessant fand ich allerdings die Reaktion einer Züchterin, als ich ihr von meinem Vorhaben erzählte, dass ich mir aus dem D-O Wurf von Shera Chuat eventuell einen Welpen nehmen möchte. Sie fragte mich mit leicht ironischem Lächeln: „Wie dieses Mal keinen Import?“ Obwohl dieser Welpe durchaus ein Import ist, da er aus Südfrankreich kommt, ist es richtig, dass es sich bei ihm nicht um einen Direktimport aus den Ursprungsländern handelt. Das meinte die Fragende jedoch mit Sicherheit. Deshalb hatte sie mit dieser Feststellung erst einmal Recht. Doch brachte sie mit dieser Äußerung gleichzeitig zum Ausdruck, dass sie wohl mein hauptsächliches Anliegen nicht verstanden hatte; denn es geht mir um ein vielfältiges Genom, das Gesundheit verspricht.

Rabi'a Chatun Al Firdous (Dam, geb. 26.5.2000) - Foto: Shera Chuat

Denn wenn ich mir einen Welpen aussuche, schaue ich mir zuerst einmal die Eltern und deren Aussehen an und erst danach sehe ich in die Ahnentafel meines erwählten Hundes. Das alles mache ich aber mit dem Hauptanliegen, dass ich einen gesunden Welpen bekomme, was das Wichtigste für mich ist. Allerdings habe ich oft den Eindruck, dass manche Züchter ausschließlich in die Ahnentafel ihrer Zuchttiere sehen, um deren Titel zu beachten, die für eine Verpaarung bedeutsam sind.

Rabi'a Chatun Al Firdous (Dam, geb. geb. 26.5.2000) - Foto: Shera Chuat

Später konnte ich bei meinem Daoud Osjan, der von der Züchterin Shera Chuat bis zu seinem sechsten Lebensmonat vorbildlich aufgezogen wurde, in der Ahnentafel erkennen, dass sich in den ersten fünf Generationen zwölf unterschiedliche Zwingernamen befinden. Das war bei einem ersten flüchtigen Blick schon mal nicht schlecht. Da dieser aber auch gewaltig täuschen kann, wenn weiter hinten in der Ahnentafel sich enge Linienzucht befindet und diese vom Welpenkäufer abgelehnt wird, war deshalb ein zweiter, sorgfältiger Blick in spätere Generationen notwendig, um Genaueres zu wissen. Dabei stellte ich später fest - und siehe da – meine Vermutung war richtig, dass ich den alten deutschen Typ „von Arabien“, der auf el Saluk und Sarona zurückgeht, erkannte.

In der Elterngeneration von Daoud finde ich „Bahrami Khaja al Firdous“ (Brahmani Sawahin x Suleika Elishaba Al Firdous) und „Rabi'a Chatun Al Firdous“ (Yoshua Tal Amal x Ta'izz Tal Amal), die eine Schwester des bekannten Zuchtrüden „Raquim Chalid Al Firdous“ ist. Schaue ich mir die Hunde in der 3. Generation und deren Ahnentafeln an, so führen alle acht Linien auf die englischen Zwinger „Burydown, Knigtellington und Mazuri“ hin. Folgende acht Hunde sind vertreten: Rahima's Behrouz el Hor (Rüde aus Schweden), Ziba Talitha (Hündin aus USA), Shafaq Lizmir La Zahir (Rüde aus Schweden), Yanam Tal Amal (Hündin aus der Schweiz), Flaren Min Al Aquila De Uchanes (Rüde aus Frankreich), Pinari Tal Amal (Hündin aus der Schweiz), Ilias Sawahin (Rüde aus Deutschland) und Munyah Sawahin (Hündin aus Deutschland). Die Ahnentafel meines Saluki-Rüden „Daoud Osjan Al Firdous“ ist ein praktisches Beispiel und Beweis zugleich, dass Gene wirklich keine Grenzen besitzen (siehe Miekeley, M.: Gene – ohne Grenzen, in UW 2/07, DWZRV-Magazin, Seiten 13-16) .

Beachtenswert war für mich, dass der englische Zuchtrüde „Burydown Uki“ (Biwakuf von Sonnenheim x Ganetti von Arabien), der aus alter deutscher Zucht stammt, in allen Stammbäumen der acht Hunde mehrfach vorkommt. Da Daoud mütterlicher- wie väterlicherseits einen Rüden sowie eine Hündin aus dem Y-Wurf von Tal Amal führt, nämlich Yoshua und Yanam Tal Amal, geschah hier eine Verdoppelung dieser Genanteile, so dass diese Vorfahren besondere Bedeutung haben. Nebenbei sei bemerkt, dass der Zwingername Tal Amal in Al Firdous überging.

Die Ahnentafel meines Hundes weist gerade in den ersten drei Generationen sehr erfolgreiche und bekannte Salukis auf, die zahlreiche Titel besitzen, wie bspw. Dt. Ch, Int. Ch., WeltSg, EuroSg., VDH Ch, VerbandsSg, Franz.CoursingSg und französischer Arbeitschampion. Ich fand heraus, dass gerade diese Hunde einen besonders hohen Genanteil aus der alten deutschen Linie besitzen. Die Anzahl der Championtitel kann aber für mich nie ein Auswahlkriterium sein, gerade diesen Welpen zu erwerben.

Auf „Burydown Uki“ möchte ich noch einmal besonders eingehen, weil er nach meinen bisherigen Recherchen mindestens zwölf Mal als Ahne im Stammbaum meines Saluki vorkommt. Bei der Verpaarung von „Biwakuf von Sonnenheim“ mit „Ganetti von Arabien“ hat es sich 1945 um eine Inzest-Verpaarung zwischen Mutter und Sohn gehandelt, die von Mitarbeitern der englischen Besatzung in Berlin vorgenommen wurde. Dieser Wurf fiel am 1. Januar 1946. Der Erbteil der Hündin „Ganetti von Arabien“ ist somit in doppelter Genkonstellation vorhanden. Dieses Erbe wurde an insgesamt sechs unterschiedliche Hündinnen nachweislich weitergegeben und bildete unterschiedliche Linien. Es ist also kein Wunder, dass dieser Typ - elegante Salukis mit einem hinreißend schönen, schmalen Kopf, einer korrekten Anatomie sowie einem leichtfüßigen Gangwerk - durch „offene Linienzucht“ geschaffen und auch erhalten werden konnte. Wie kann man sich das erklären? Durch Hinzunehmen mit immer neuen Partnern (diese sind als Blutauffrischung bedeutsam) wurden neue Linien mit unterschiedlichen Genkombinationen in über sechzig Jahren gebildet, die trotz erwünschter und gefestigter Merkmale der Nachkommenschaft, ein weitgendst heterozygotes Genom vorweisen. Dabei darf selbstverständlich nicht vergessen werden, dass eine Genvielfalt bei Rassehunden von vornherein durch die Selektion auf bestimmte Merkmale eingeschränkt ist, weil viele Gene in doppelter Konstellation vorliegen und somit homozygot wurden.

Assajan el Schahin (aus Ramona von Arabien nach Dschanschal von Sonnenheim) mit Herrn Astfalck (Foto-Archiv: Dr. H. Renfordt-Voelkner)

Über „Ganetti von Arabien“, deren Erbanteile maßgeblich durch „Dschanschal von Sonnenheim“ weitergegeben und der von Martha Astfalck-Vietz (Zwinger el Schahin) zur Verpaarung mit „Ramona von Arabien“ verwendet wurde, ist mein Daoud mit meinem verstorbenen „Gorazan al-safi“ mütterlicherseits sogar entfernt verwandt.

Diese Zuchtmethode, immer wieder neue Genkombinationen zu finden, verspricht erst einmal Gesundheit und dann aber auch den Erhalt eines erwünschten Typs. Doch leider ist kein Mensch bisher imstande, allumfassende Gesundheit zu garantieren, da das Leben überhaupt und das Züchten insbesondere immer ein gewisses Risiko darstellt. Da das Hundegenom bereits erforscht wurde und es bekannt ist, dass es Heterozygotie benötigt, können DNA-Tests zur Erforschung bestimmter ererbter Krankheiten sowie die Beschaffenheit spezieller Gene (MHC), die die Genvielfalt einer Linie anzeigen, beim Züchten hilfreich sein.

Daoud Osjan (aus Rabi'a Chatun Al Firdous nach Bahrami Khaja Al Firdous) mit 6,5 Monaten im Sauerland

Ich möchte aber nicht unerwähnt lassen, dass durch ein wohl überlegtes Verpaaren, was die Ahnentafeln der meisten Vorfahren zeigen, sowie durch eine vermeintlich gute Zusammenarbeit zwischen einigen Züchter/innen der Gegenwart und Vergangenheit, es ermöglicht werden konnte, einen wunderbaren Saluki-Typ mit leistungsfähigen Hunden, wofür diese Rasse einmal geschaffen wurde, zu erhalten. So stelle ich mir das Züchten von Tieren vor!

Direktimporte sind für mich eine züchterische Selbstverständlichkeit, weil die Orientierung am Ursprung notwendig ist. Auch wenn einige Salukis aus den Ursprungsländern nicht immer den Geschmack eines „westlichen Auges“ treffen, so sehe ich in ihnen eine züchterische Notwendigkeit und Herausforderung zugleich, um einer Linie wieder neues Blut zuführen zu können. Sie stellen demzufolge eine genetische Schatzkiste dar. Natürlich sind hier nicht die Direktimporte gemeint, deren Genvielfalt, wie im Westen lange Zeit geschehen, durch sehr enge Linienzucht weiterhin eingeschränkt wurde.

Portrait-Studie

Daoud mit 8 Monaten

Daouds Vorfahren haben bewiesen, dass es nicht nur schöne, sondern auch leistungsfähige Salukis sind, die ebenso auf zahlreichen sportlichen Wettbewerben erfolgreich waren. Und wenn ich letzten Endes in der Ahnentafel meines neuen „Freundes“ immer weiter zurückgehe, kann ich ebenso die Namen zahlreicher bekannter COO-Importe lesen, die in den Zwanziger- und Dreißigerjahren nach England des vorigen Jahrhunderts importiert wurden. Und was sind in der Biologie schon ein paar Jahrzehnte?

Im Februar 2009, Dr. Margrit Miekeley


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