Meine Windhunde ... und ich

Wissenschaftliche Untersuchungen und Projekte

Meine Dissertation "Aquarien und ihre Relevanz für Unterricht und Freizeit im Wandel der Zeit" erschien 1995 in den Internationalen Hochschulschriften, Band 136, im Waxmann Verlag, Münster/New York (ISBN 3-89325-292-4).

In dieser Dissertation stelle ich im ersten Kapitel unter anderem die Bedeutung von "Tieren als Helfer und Therapeuten" in US-amerikanischen Forschungsprojekten dar, um dann in einem weiteren Kapitel die gesellschaftliche Relevanz der Tiere bei der Freizeitgestaltung zu verdeutlichen. Anschließend werden 311 Schul- und Fachbücher aus drei Jahrhunderten zum Thema "Einsatz von Tieren im Biologie-Unterricht" untersucht. Nachdem ich mich über 318 Seiten mit verschiedenen pädagogischen sowie fachdidaktischen Aspekten auseinander gesetzt habe, gelange ich zu dem Ergebnis, dass Tiere für Menschen und ebenso für den Biologieunterricht unersetzlich sind.

Lebende Tiere liefern Erfahrungen aus "erster Hand" und ermöglichen eine umfassende ganzheitliche Bildung, die gleichermaßen einen Beitrag zur emotionalen wie auch zur kognitiven Erziehung leistet. Mit Tieren im Unterricht lässt sich die Wahrnehmung sensibilisieren und die Beobachtungsfähigkeit üben.

Dieses wird am Beispiel des Aquariums im Sinne der "Humane Education" veranschaulicht. Somit hat das Aquarium als "ökologisches Simulationsmodell" eine hervorragende Bedeutung und ist bis heute ein attraktiver Bildungsträger geblieben, an dem biologische Kenntnisse vermittelt und Gesetzmäßigkeiten verstanden werden können. Im Hinblick auf seine vielfältigen Möglichkeiten plädiere ich letztendlich dafür, von einer "Buchbiologie" abzurücken und sich den Lebewesen wieder selbst zuzuwenden.

An konkreten Beispielen zeige ich auf, wie sich durch den Einsatz von Aquarien der Biologieunterricht interessanter gestalten lässt.

Nachfolgend gebe ich einen Ausschnitt aus dem ersten Kapitel zum Thema "Tiere als Helfer und Therapeuten":

Leseprobe aus meiner Dissertation:

Partnerschaft zwischen Menschen und Tieren

... Bereits Walther von der Vogelweide schrieb vor einigen hundert Jahren, dass ein:
"tier dem herze wôl macht". Im 18.Jahrhundert haben die Mönche des englischen Klosters York den Patienten empfohlen: "Den in der Seele und Körper Beladenen hilft ein Gebet und ein Tier". Doch erst die Veröffentlichung amerikanischer Wissenschaftler in den sechziger und siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ließ die Welt aufhorchen und auf den Wert der Tierhaltung sich zurückbesinnen.

Menschen, die in Altenheimen leben, bestätigen, dass sie sich durch das Halten und Pflegen eines Hundes wohler fühlen. Eine Ärztin nimmt bspw. ihren Hund mit in die Altenheime, weil sie durch den Hund schneller Kontakt zu ihren Patienten bekommt. Hunde sind in der Lage, alte Menschen von ihren Krankheiten abzulenken sowie zu helfen, dass sie den täglichen Rhythmus durch Aufgaben und Regelmäßigkeiten wieder finden. Mediziner und Psychologen haben also erkannt, welchen positiven Einfluss Haustiere auf die Gesundheit älterer Menschen ausüben.

Der amerikanische Psychotherapeut Boris Levinson bemerkte 1972, dass durch Kameradschaft und Zuneigung eines Haustieres sowie durch die Gelegenheit, Verantwortung für das Wohlergehen eines Tieres zu übernehmen, Emotionalität und Selbstwertgefühl wachsen. Der Psychologe schreibt 1972 in seinem Buch: "Ein Haustier kann ein unbegrenztes Maß an Liebe, Zuneigung und Anerkennung geben. Viele ältere und einsame Menschen haben entdeckt, dass Haustiere ihre Bedürfnisse stillen und sie durch eine Menge an emotionaler Zuwendung dazu befähigen, in der Welt der Realität, der Sorge, der menschlichen Mühe und Opfer auszuhalten. Ihr Selbstkonzept lohnt sich, da es Menschen erneuert und sogar erhöht, wenn sie herausfinden, dass das Haustier, für das sie sorgen, sie als Entschädigung liebt" (s. Levinson 1972, S. 111, in: Ronnal/Zeglan/Ryan/Gowing/Hines, Guidelines, Animal in
Nursing Homes, Renton and Sacramento, eigene Übersetzung).

Hunde wurden aber auch in psychiatrischen Kliniken, Gefängnissen und Altenheimen unterstützend als Therapie eingesetzt. Diese Therapie nennt sich in den Vereinigten Staaten "Pet-Facilitated-Therapy", eine "Tier-gestützte-Therapie".

In den USA entwickelte sich daraus ein neuer Wissenschaftszweig, der sich zur Aufgabe gemacht hat, die Tier-Mensch-Beziehung zu erforschen. Es wurde die Organisation "Delta Society" gegründet, die sich um Publikationen, Informationen, Konferenzen und Kongresse zum Thema "The Human Animal Bond" bemüht. Die Organisation setzt sich für eine artgerechte Haltung und gute Pflege der Hunde ein, so dass nicht allein das Wohlergehen der Menschen im Mittelpunkt steht, sondern ebenso das der Tiere. Aus diesem Grund kann man von einer Partnerschaft zwischen Mensch und Tier sprechen.

Ein anderer Psychologe berichtet von erfolgreichen Tierhaltungs- und Zuchtprojekten in Gefängnissen; denn Leo K. Bustad, Professor an dem "College of Veterinary Medicine" der Washington State University sagt: "Ein einziges Dilemma kommt über die Menschen, wenn sie von den elementarsten Vorgängen der Natur getrennt werden, weil wir alle integrierende Teile einer ineinandergreifenden, zusammenhängenden und beachtlichen Gemeinschaft sind" (s. Bustad, Living Together: People, Animals, Environment – a personal historical perspective, from Perspectives in Biology and Medicine, University of Chicago, Chicago 1988, S. 171, eigene Übers.).

Die Freude der Inhaftierten, mit Hunden arbeiten zu dürfen, war groß.

Die positiven Resultate gaben den Haustierforscher Anlässe weiter zu forschen. Erika Friedmann und Sue A. Thomas stellten fest, dass gerade die Haustierhaltung die Gesundheit fördert, indem Menschen, Verantwortung, Zeitorientierung und ein interessantes abwechslungsreiches Leben ermöglicht.

Für ein Tier zu sorgen, vermittelt das Gefühl des Gebrauchtwerdens. Depressionen, chronische Krankheiten und sogar der Tod können Folgen einer sozialen Isolation durch den Verlust eines geliebten Menschen sein, weil Depressionen die körpereigene Abwehrkraft herabsetzen. Das beste Mittel gegen Depressionen ist demzufolge, u.U. Tiere zu lieben und für sie zu sorgen ...

Tiere geben ihrem Besitzer einen Anlass zum gefühlsmäßigen Dialog mit Berührungen, Gesprächen und mit einer wechselseitigen Zuwendung in einer solchen Überschwänglichkeit, die kaum von Mitmenschen erhältlich ist. Betrachtet man den Verlauf der menschlichen Evolution, muss davon ausgegangen werden, dass der Kontakt zur Natur ein notwendiger Teil der menschlichen Entwicklung ist. Ein Leben in einer alleinigen menschlichen oder kulturellen Welt mag ein einseitiges Leben sein, in der Überleben möglich ist. Dagegen muss man sich darüber im Klaren sein, dass ein Leben mit emotionalen Verlusten ein Leben ohne Vitalität und Gesundheit bedeute ...

Den Psychologen Spitz (1945) und Harlow (1962) verdanken wir die Erkenntnis, dass Berührungen lebensnotwendig für die kindliche Entwicklung sind. Ohne Berührungen würden sich Kinder nicht normal entwickeln oder sterben können...

Die Forscher Katcher und Beck stellten fest, dass die Gegenwart eines Haustieres in Familien einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Patienten mit ernsten Koronarerkrankungen ausübt. Ihre Untersuchungen bewiesen auch, dass der Blutdruck bei Gesprächen mit Tieren sich senkt, was bei Gesprächen mit Menschen nicht der Fall war. Katcher und Beck ziehen den Schluss daraus, dass wir Menschen in einer Beziehung leben, die der von Säugetieren ähnlich ist. Die Interaktion zwischen Menschen und ihren Haustieren wird in der Art geführt wird, wie Menschen mit ihren Kindern kommunizieren.

Das bedeutet, dass Sprache und Gestik zu Haustieren eine ähnliche Rolle aufweisen wie zwischen Eltern und Kleinkindern. Untersuchungen über die hauptsächlichen Eigenschaften des Hegens offenbaren eine völlige Übereinstimmung der Tätigkeiten und Gefühle, die an Kindern, Haustieren, Landtieren und sogar an Gärten sowie an Zimmerpflanzen verwendet werden ...

Das Hegen stellt deshalb eine biologische Tatsache dar, bei der Berührung, Geruch und regelmäßig sich wiederholende Aktivitäten eine große Rolle spielen. Wenn also das Großziehen von Kindern die Eltern gesünder und sozial attraktiver mache, würde das Überleben der Kleinkinder somit unterstützt. Durch die Fürsorge der Eltern werde genetisches Material in der Evolution gesichert. Wenn Menschen also aufhören, für andere zu sorgen, werden sie für Krankheiten anfälliger.

Die Wissenschaftler meinen, dass der Mensch des 20. Jahrhunderts alles erobert hat, außer sich selbst. Nun müssten wir uns um den Erhalt der lebendigen Welt kümmern, weil die Wildnis eine Sammlung von zerbrechlichen Kreaturen ist, die gerettet, erhalten und geschützt werden muss. Die Wissenschaftler sehen es als notwendig an, Tiere und Pflanzen zu kennen, weil das zu einem besseren ganzheitlichen Naturverständnis führt. Emotionen und Kognitionen können infolgedessen eine sinnbringende Verbindung eingehen ...

Wie Recht die Forscher haben! Die in meiner Dissertation zitierte Forderung weist auf ein klassisches Problem hin, das m.E. zu jeder Zeit seine Gültigkeit hat, weil die Vermittlung von Kenntnissen die Basis für eine effiziente Umwelterziehung liefert; denn bekanntlich kann – der Mensch nur das schützen und lieben, was er kennt!

Die Untersuchungsergebnisse der Forscher liefern uns Tierfreunden reichlich Argumente und geben ebenso Anlass zur Kommunikation mit anderen; denn oftmals sind es gerade die Menschen, für die ein Tier als Tröster und Partner so hilfreich geeignet wäre, die aber Tiere und deren Haltung grundsätzlich oder voreilig ablehnen.


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