Meine Windhunde ... und ich

Yksi, kaksi, kolme … Suomi, Saluki World Congress

Eins – zwei – drei nach Finnland zum Saluki World Congress

Impressionen beim ersten Saluki World Congress - 26.6.-2.7.2008 - in Finnland

Dieser Artikel erschien gekürzt im DWZRV-Magazin "Unsere Windhunde", Ausgabe Dezember 2008, Seiten 26-31.

Überall Wasser: Der See bei Tammela

Nun fuhr ich schon eine ganze Weile durch schöne Landschaft, die mich irgendwie an das Voralpenland erinnerte. Häuser gab es wenige und Menschen waren nirgendwo zu sehen, die ich vielleicht mal nach dem Weg fragen könnte. Die Bäume schienen niedriger und der Himmel größer zu sein. Gewaltige Wolkenformationen zogen dahin und kündeten den nahenden Abend an. Ein paar Straßenschilder flitzten am Wegesrand an mir vorüber. Nun entdeckte ich endlich ein Ortsschild. Ich wollte mir das Wort merken, das Um-, Selbst- und Mitlaute nacheinander beinhaltete und das ich nicht aussprechen konnte. Bis ich allerdings die Karte aufgeschlagen hatte, wusste ich den Ort nicht mehr, den ich nachschauen wollte. Deshalb fuhr ich wieder ein Stück zurück, um mir das Wort noch einmal anzusehen. Zum ersten Mal hielt ich mich in einem Land auf und verstand kein Wort. Doch dann kam mir der „Saluki World Congress“ wieder in den Sinn und ich fuhr weiter. Als ich in dieser grünen Landschaft auf einmal ein Auto zwischen den Bäumen erspähte, freute ich mich und stoppte sofort. Ich fragte den Angler auf Englisch nach dem Weg, den der Mann mir gerne zeigte, indem er anschließend vor mir her fuhr.„So freundlich sind also die Finnen“, dachte ich und mein erster Eindruck sollte mich nicht täuschen.

Im Park der landwirtschaftlichen Fakultät von Mustiala

Im Park der landwirtschaftlichen Fakultät von Mustiala verspürte man bereits am ersten Congress-Tag erwartungsfrohe Spannung. Der Gastgeber hatte durch viel Einsatz und Aktivität das sehr schöne Gelände passend hergerichtet. Das globale Ereignis in der Saluki-Welt begann mit einem internationalen Lure-Coursing, das auf einer großen Wiese gezogen wurde. Ich setzte mich an den Wiesenrand, ließ die neuen Eindrücke auf mich wirken und freute mich über das harmonische Beisammensein: Überall standen Leute, die grillten, brieten und etwas verkauften. Ich lernte, dass finnische Bratwürstchen mit Vorsicht zu genießen sind. Wenn man nämlich hineinbeißt, versprühen sie auf einmal hinterhältig ihr „Innenleben“ nach außen, weil sie von einer ziemlich festen Haut umgeben sind.

Zwei Salukis beim internationalen Lure-Coursing

Nach der offiziellen Begrüßung durch das Congress-Commitee am nächsten Morgen begann die „National Saluki Specialty Show“ mit 155 Salukis, die in drei Ringen vorgestellt und von drei Richtern beurteilt wurden. Rosemary Lewis (UK), bekannt durch den Knighttellington Kennel, übernahm die Hündinnen und Christina R. Lundström (S) die Rüden in allen Klassen. Per Lundström aus Schweden richtete bei beiden Geschlechtern die Welpen, Jüngsten- und Jugendklasse. Deshalb hieß es, rechtzeitig ins Bett zu gehen. Doch wie konnte ich das schaffen, wenn erst abends die Sonne schien und es noch um Mitternacht taghell war? Die Vergabe der Rosetten-Farbe zeigt dem Zuschauer die Beurteilung eines Hundes an, die von Excellent bis Satisfied reicht. Eine brasilianische Hündin erhielt nicht nur das einzige „Vorzüglich“ in der Championklasse, sondern zum Schluss auch das „Best in Show“.

Platzierungen Rüden:

  1. Aziz Cane Zadan (BOS)
  2. Dadaelis Nile of Tazillah
  3. Tazillah Latif Farrukh
  4. Derwisch King of the Mountain

Platzierung Hündinnen:

  1. Stenara Almas-Ahrkad (BIS)
  2. Aziz Qaside
  3. Al-Yasamin Jarida
  4. Shafaq Sterling Red Queen

BIS für Stenara Almas-Ahrkad

Ebenso bei der 2. Ausstellung, „The National Sighthound Specialty“, die am Samstag, den 28. Juni statt fand, wurde das System der Rosetten-Vergabe verwendet. Allerdings standen auf dieser nationalen Windhund-Ausstellung andere Windhundrassen im Programm. 197 Salukis sollten gemeldet sein. Brian Duggan aus den USA übernahm die Rüden und Frank Farrar aus den USA, bekannt durch den Sedeki Kennel, die Hündinnen. Die schwedische Richterin Christina R. Lundström beurteilte bei beiden Geschlechtern die Junior Klasse. Da in mehreren Ringen gleichzeitig gerichtet wurde, war es für mich als Zuschauerin nicht ganz einfach, das Richten zu verfolgen und zu fotografieren.

Platzierungen Rüden:

  1. El Hamrah Amjad (BOB)
  2. Tazillah Latif Farrukh
  3. Aziz Zargar
  4. Khaireddin Sarif

Platzierungen Hündinnen:

  1. Bedu Solange El Hamrah (BOS)
  2. Aisha Top Coach
  3. Dakira Sawahin
  4. El Hamrah Zafaraan Zahra

Bedu Solange el Hamrah

Bony Spector el Razael


Khalils Li-L Marrati

Shafaq Sterling Red Queen


Am Abend besuchte ich einen interessanten Vortrag über die Saluki-Kunst in Indien. Die Zuhörer erfuhren, dass die heutigen Salukis in Indien durch englische Importe ebenfalls „Sarona-Blut“ führen würden. „Badami & Rumi of Baramati“, ein cremefarbenes Pärchen, zeigten die Züchterinnen an diesem Tag (s. Foto).

Aziz Uma

Dakira Sawahin in Aktion


Am Sonntagmorgen begann bereits der dritte Ausstellungstag mit der „Unofficial Open Show For Salukis“. Die Sonne ließ sich nun leider gar nicht mehr blicken. Mensch und Tier verkrochen sich bei strömendem Regen in ihre Zelte. Niemand führte mehr barfuß Hunde vor, weil es nämlich empfindlich kalt geworden war. Umso mehr staunte ich über die skandinavischen Salukis. Sie müssen wohl „waterproof“ sein; denn einige blinzelten nur und andere schüttelten sich, doch alle ertrugen das kühle Nass von oben recht geduldig.

Offene Klasse der Hündinnen

Champion-Klasse der Rüden: Regenschirm-Parade

 Platzierungen Rüden:

  1. Kirman Vasuman (BIS)
  2. Tazillah Latif Farruk
  3. Dadaelis Nile of Tazillah
  4. Aziz Yavar

Platzierungen Hündinnen:

  1. Dakira Sawahin (BOB)
  2. Bedu Solange El Hamrah
  3. Aziz Uma
  4. Aziz Xanom

Weitere Resultate unter: http://www.saluki.fi/congress/program.html.)

Kirman Saadi

El Hamrah Amjad


Der Kongress“ tanzte am Abend auch in Finnland, nämlich beim Evening Banquet in einer typisch finnischen Scheune. Zum Glück war es für Mücken zu kalt. Gespannt sah ich am nächsten Tag dem Seminar mit zehn Referaten entgegen: An diesen zwei Seminartagen hielten Referenten aus aller Welt insgesamt zehn Vorträge, wobei an einem Tag fünf Vorträge durch mehrere Pausen unterteilt wurden.

Brian Duggan (USA) führte in seinem Referat „Saluki history“ die Kriterien auf, die erfüllt sein müssen, damit ein Import als bedeutungsvoll in die Saluki-Zucht einging.

Khaireddin Sarif

Kirman Vasuman


Säde Hohteri (Fi) erinnerte anschließend in „Saluki movement and conformation“ daran, dass die hauptsächliche Gangart beim Saluki der Galopp ist und nicht der Trab im Ausstellungsring.

Die Richterin und Züchterin Karin Hedberg (S) stellte nicht nur die Forschungsergebnisse des schwedischen Zoologen Kenth Svartberg in seiner Dissertation „Personality in Dogs“ (2003) vor, sondern ebenfalls ihre Pilotstudie, die sie in Zusammenarbeit mit schwedischen Saluki-Besitzern und Züchtern durchführte. Darin zeigt sich, dass der Saluki ein ausgesprochen freundlicher und kinderlieber Hund ist.

Eine Rosette für Latif Farrukh

Badami of Barrati (Import-Hündin aus Indien)


Mary Dee Sist (USA) berichtete über ihre bisherigen Untersuchungsergebnisse am „College of Veterinary Medicine“ (Michigan State University), die sie durch die Unterstützung von Saluki Health Research, Inc durchführen konnte. Dabei konzentrierte sie sich schwerpunktmäßig auf Erkrankungen des Herzens, des Abwehrsystems (autoimmune Krankheiten, Tumore) und der Schilddrüse beim Saluki.

Anschließend erwartete ich den Vortrag „Zooming into the Saluki-DNA for the genetic diversity and health of the breed“, ein Vortrag des Prof. Dr.Hannes Lohi von der Universität Helsinki zum Thema Bedeutung der genetischen Vielfalt beim Saluki. Diese Studie von Prof. Lohi zeigt auf, dass bei der Erforschung und Therapie bei autoimmunen Erkrankungen das Vorhandensein der Gene in dem Major Histokompabilitäts-Komplex eine wichtige Rolle übernehmen. Ein einwandfreies Funktionieren dieser MHC-Gene ist notwendig, damit das Abwehrsystem (Lymphozyten) gegen pathogene Keime und Eindringlinge ankämpfen kann. Die genetische Vielfalt dieser „Immuno-Gene“ gibt Auskunft über die Gesundheit einer Zucht. Dabei kann Inzucht über eine lange Zeit die genetische Vielfalt gefährlich heruntersetzen (s. auch: Miekeley, M.: Gene – ohne Grenzen; UW 2/07, S. 13-16). Finnische Salukis wurden mit Salukis aus den Ursprungsländern genetisch verglichen. Die Importe zeigten eine hohe Vielfalt an MHC-Genen auf. Der finnische Saluki-Club unterstützt nun genetische Studien, weil er diese als wichtig für die Gesundheit der Rasse ansieht. Damit die Forscher einen Marker für spezielle Krankheiten (bspw. autoimmune Erkrankungen) entwickeln können, sind weitere Blutproben von Salukis erforderlich. Deshalb entnahm man an dem Samstag weiteren 150 Salukis Blutproben, um Aussagen über die genetische Vielfalt zu tätigen. Genetische Analysen sind nach Prof. Lohi ein „offenes Buch“ und in der Lage, versteckte und „aussagekräftige Geschichten“ über die Rassen zu enthüllen. Es ist besonders erwähnenswert, dass der finnische Saluki Club „in Sachen Gesundheit“ eine Vorreiterrolle übernommen hat, weil er bereits im Jahre 2004 eine anonyme Befragung von 507 Salukis durchführte. Anhand von Fragebögen wurde ermittelt, welche Krankheiten und wie oft sie bei der Zielgruppe (von 1990 bis 2004) vorkamen. Am meisten wurden bösartige Tumore, autoimmune Erkrankungen und Herzerkrankungen genannt (s. Congress-Publikation, S. 45-52). Sollte Interesse an einer Studien-Beteiligung von Prof. Lohi an der Uni. Helsinki bestehen, wird gebeten, jeweils einen Ansprechpartner für ein Land zu benennen, der den Wissenschaftler kontaktiert, da ansonsten die Forschungstätigkeit gestört werden könnte. Nach einer anschließenden Diskussion mit den Referenten war der erste Tag des Seminars beendet.

Aufstellung der Kennel-Gruppen

Auch der Dienstag gab wieder ein volles Programm vor: Der finnische Saluki-Club forderte die Congress-Teilnehmer, weil er ihnen Vorträge mit anspruchsvollen Themen anbot. Nach dem Frühstückskaffee stieg Lena Stahlhandske (AUS) mit dem Thema „Saluki types and trends around the world“ auf das Rednerpult. Sie stellte in ihrem Vortrag fest, dass überall auf der Welt der Trend zu Übertreibungen bei einigen Merkmalen deutlich würde, und deshalb gab sie dem moderat aussehenden Saluki den Vorzug, weil dieser funktionstüchtig bliebe.

Der Direktor und Gründer des „Arabischen Saluki Centrums“, Hamad Al-Ghanem (UAE),stellte engagiert sein Anliegen dar. Er möchte trotz Reichtums in den Golfstaaten arabische Traditionen erhalten. Dazu hat er das Arabische Saluki Centrum eingerichtet, in dem reinrassige arabische Salukis gezüchtet, gepflegt und für die Jagd ausgebildet werden. Hamad Al-Ghanem verwendet eine beträchtliche Zeit dafür, nicht nur die arabischen Blutlinien der Beduinen-Stämme zu studieren, sondern auch Kontakte zu den Regierungen am Golf zu knüpfen. Der Züchter führt seit 2001 ein Zuchtbuch, in das er die Salukis in den UAE registriert. Ein Schönheitswettbewerb (Saluki Beauty Contest) findet seit 2006 in dem Emirat Abu Dhabi statt, worüber ich als Besucherin bereits berichtete (s. Miekeley, M.: Die Saluki-Schau erweist sich als Hit, UW 12/06, S. 10-15).

El Hamrah Kennel

Nach dem Mittagessen zeigte Sir Terence Clark eindrucksvolle Fotos von seinen Reisen in die Ursprungsländer des Saluki. Er stellte nicht nur die geänderten Umweltbedingungen in West und Ost für den Saluki dar, sondern erläuterte ebenso, dass es dem arabischen Züchter bei der Zucht mehr auf die jagdlichen Fähigkeiten der Hunde ankommt als auf unwichtige Äußerlichkeiten im Phänotyp (wie bspw. Pigmentation, Farbe der Augen, der Nase und des Fells, Beschaffenheit der Rute und der Ohren). Sir Terence Clark möchte den Saluki in den Ursprungsländern geschützt sehen, weil dadurch diese Rasse ihren vielfältigen Genpool der Nachwelt weiterhin zur Verfügung stellen kann. Er gab zu bedenken, dass dort, wo noch ohne Schusswaffen mit dem Saluki gejagt wird, es immer ausreichend Wild gibt, und somit bliebe das Gleichgewicht in der Natur ebenso erhalten.

Diese Meinung vertrat auch der Biologe John Burchard, der in den siebziger Jahren lange in Saudi Arabien lebte und dort die Falkenjagd mit Salukis erlernte. John Burchard stellte heraus, dass die „wahre“ Jagd durch nichts ersetzt werden könne und sie die Bedingung dafür sei, dass der Saluki seine eigentlichen Eigenschaften, die wir an ihm schätzen, erhalten kann. Er schloss seinen Vortrag mit den Worten des Biologen Dan Belkin: „Wenn nicht auf etwas selektiert wird, verliert man es“ (s. Belkin, D.: The functional Saluki, 1993).

Aziz Kennel

Nach einer kleinen Kaffeepause übernahm Dagmar Hintzenberg-Freisleben aus Deutschland mit ihrem Referat „Saluki Activities“ die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Die Referentin ging konsequent der Frage nach, ob in der westlichen Welt dem Saluki ein Leben ermöglicht werden kann, das zu seinem ursprünglichen Naturell (Hetzen und Jagen zum Nahrungserwerb) passt und somit die Rasse erhalten werden kann? Um diese Frage zu beantworten, zählte die Vortragende zuerst die Aktivitäten der Züchter und der Besitzer auf, die mit dem Saluki möglich sind. Anschließend zeigte sie Grafiken, aus denen durch die Darstellung von Fakten und Vergleichen aus der Saluki-Zucht in den Ländern Skandinaviens und West-Europas hervorging, dass Welpeneintragungen rückläufig sind und dass Top-Salukis zwischen 2002 und 2007 im Renngeschehen den höchsten Direkt-Import-Anteil besitzen, doch im Ausstellungswesen dagegen den geringsten. Die meisten Import-Salukis aus den sogenannten „Countries of Origin“ stammten in Deutschland aus dem Iran. Trotz erhöhter Meldezahlen beim Rennen und Coursing in Finnland erreichten von 100 Salukis nur 2% den Champion-Titel für Schönheit & Leistung, was ebenso für Deutschland zutrifft. Zum Schluss verneinte die Referentin ihre am Anfang gestellte Frage und meinte, wenn man von dem oft zitierten Satz ausginge: "Der Saluki ist kein Hund - er ist ein Geschenk Allahs - dem Menschen zur Freude UND zum Nutzen gegeben", dann würde der Saluki in der westlichen Welt ausschließlich zur Freude gehalten. Den alleinigen Nutzen des Saluki sah sie beim Einsatz als Therapiehund, wozu er sich wegen seines Verhaltens im besonderen Maße eigne. Das Gesagte veranschaulichte ein Foto von Frau Dr. Helga Renfordt-Voelkner, die über viele Hundegenerationen ihre al-safi Salukis als geprüfte Therapiehunde bei Kindern mit Angststörungen an der Freien Universität Berlin erfolgreich einsetzte. Zum Schluss appellierte Frau Hintzenberg-Freisleben an die Zuhörerschaft, alles zu tun, den Saluki zu bewahren.

Nach einer Diskussion mit den Referenten des Tages waren die Seminartage beendet. Bei Interesse kann die Publikation über den Congress mit weiteren Informationen zu den Referaten und Studien beim finnischen Saluki-Club für € 10.- plus Porto bestellt werden: http://www.saluki.fi/congress/sales.html

Vor dem Rennen

Am nächsten Morgen sagte ich Forssa und Mustiala „adé“, weil ich mir das International & Nordic Race Championship 2008 in Helsinki als Congress-Abschluss ansehen wollte. Den Weg über die Route Zwei und die Abfahrt nach Tuomarinkylä habe ich recht schnell gefunden. Die gut zu erreichende Rennbahn liegt in Helsinkis Freizeitgebiet und ist in einem wirklich phantastischen Zustand. Es gab zwei Vorläufe Rüden mit jeweils drei Hunden. Beim zweiten Vorlauf bekam ein Rüde eine Disqualifikation. Das gleiche geschah mit zwei Hündinnen beim zweiten Vorlauf. Doch beim Finallauf der Rüden wusste ich nicht mehr, wer nicht gerauft oder gerempelt hatte. Die Entscheidung des Schiedsgerichts, den Lauf abzubrechen und zu wiederholen, beeindruckte mich. Vorher analysierte das Schiedsgericht mit einer Videocamera den gesamten Lauf, um festzustellen, welcher Hund mit der Rauferei anfing und nur der wurde wegen regelwidrigen Verhaltens aus dem Rennen genommen. Auch bei den Hündinnen mussten die Finalläufe noch einmal gezogen werden. Doch diese fanden am Ende der Rennveranstaltung statt, weil sich die Hunde eine Erholungspause verdient hatten. Zum Schluss liefen zwei Rüden durch das Ziel und konnten eine Zeit vorweisen. Der Sieger „Al-Shen Naar el Shaitaan“ erlangte mit 34,94 sec/480m das CACIL. Bei den Hündinnen gewann „Aziz Qaside“ mit 34,72 sec. das Rennen und erwarb das CACIL. Auch bei dem Hündinnen-Finallauf gab es von drei Hündinnen wieder ein Dis. Das internationale Rennen beendete am 2. Juli 2008 den ersten Saluki World Congress in Finnland.

Schönheit im Profil - Al Khabarra Babbar

Eleganz pur: Aziz Xanom


Nun wünsche ich mir, dass ein zweiter World Congress folgen wird, der genau so gut organisiert und anspruchsvoll gestaltet ist wie der erste vom finnischen Saluki-Club. Deshalb gebührt dem finnischen Saluki-Club und allen beteiligten Menschen erst einmal Dank, dass dieser erste World Congress zustande kam und zu einem großen Erlebnis wurde. Ich denke, es sind Reisen in den Mittleren Osten und zu solchen Veranstaltungen weiterhin notwendig, um noch mehr Kenntnisse über verschiedene Kulturen und Verständnis für andere Einstellungen zu gewinnen. Ein erster Schritt wurde mit dem Saluki Festival in England und ein zweiter nachfolgend mit dem World Congress in Finnland getan. Unsinnige Verordnungen (wie bspw. einen Verhaltenstest beim Saluki einzuführen) mögen Anlass geben, gemeinsam Wege zu finden, dass dieser einzigartigen Rasse ihre individuelle Eigenart nicht genommen wird. Dem Saluki reicht es bei Weitem nicht, sich ausschließlich im Ring zu bewegen, sondern ihm sollte Gelegenheit geboten werden, nach Herzenslust laufen zu können, weil die Wertschätzung eines Tieres nicht einseitig nach dem Nutzen für den Menschen bestimmt wird.

In Formvollendung: Bedu Solange el Hamrah

Selbstbewusste Bony Spector el Razael

Perfektion und Klassik: Dakira Sawahin


Außerdem darf die Typenvielfalt des Saluki nicht nur auf dem Papier stehen, sondern müsste auch in der Praxis Anwendung finden. Eine Kenntnis über die Saluki-Typen, die es auch heute noch in den Ursprungsländern gibt, wäre notwendig, um diese zu schätzen und auch zu schützen. Biologische Vorgänge und genetische Untersuchungen sollten beim Züchten wertneutral beurteilt werden. Der FCI-Standard hat für die Rasse Saluki Gültigkeit. Allerdings könnte überlegt werden, ob derart unbedeutende Merkmale im Phänotyp (wie Pigmentation) zur Gesunderhaltung der Rasse weniger Beachtung fänden. Dagegen kann die Vereinheitlichung von Rassen nicht der Weisheit letzter Schluss sein, weil diese den Reichtum rassetypischer Eigenschaften eliminieren würde. Auch wenn nicht jeder COO-Import in die Zucht gehört, so kann dieser jedoch für den Fortbestand einer sogenannten „Minderrasse“ bedeutungsvoll sein, was aber nicht auf den Saluki zutrifft.

Fragende Ghazal Alfarana Jawid Jannah

Königin der Chocolates - Khalils Li-L Marrati


Unergründliche Noor Inca Alfa Romeo Zeta

Ich bin sicher, dass der mündige, informierte Züchter sich den Import aussuchen wird, der zu seiner Vorstellung passt. Wie ich auf Fotos und Reisen in den Mittleren Osten sehen konnte, gibt es durchaus noch Salukis, die einem Urteil von General Lance oder einer Lady Amherst auch heute Stand halten würden. Wenn ich die Fotos dieser ersten Importe kritisch betrachte, dann war deren Phänotyp in allen Bereichen auch nicht standardgemäß, trotzdem gingen sie in die Zucht ein und heute wird auf einem World-Congress festgestellt, dass sich ihr Blut als bedeutungsvoll erwiesen hat. Ich frage deshalb, sollte man nicht von den Erfahrungen der Geschichte lernen? Wenn ich nur weit genug in der Ahnentafel eines Saluki zurückgehe, so ist jeder Saluki ein Nachkomme eines Direkt-Importes!


Bleib bloß, wo du bist: Kirman Safiyah

Ich freue mich, dass es genetische Untersuchungen in Finnland gibt, die nun bestätigen, dass Importe aus den Ursprungsländern eine hohe genetische Vielfalt in ihrem Erbgut besitzen und deshalb zur Blutauffrischung verwendet werden können. Diese genetische Vielfalt muss vorhanden sein, dass das Abwehrsystem in einem Organismus optimal funktioniert, besonders durch die Verschiedenartigkeit der MHC-Gene, die für das Immunsystem verantwortlich sind. Deshalb sind Blutauffrischungen von Zeit zu Zeit notwendig und Inzuchtverfahren über lange Zeit abzulehnen. Ich wiederhole: Outcross-Verpaarungen verhindern immundepressive Vorgänge wie autoimmune Erkrankungen, Haarverlust, Tumorerkrankungen u.v.a.m. bei der Nachkommenschaft von Hunden.


Salukis können lachen!

Ich finde es geradezu sensationell, dass skandinavische Züchter nun in der Lage sind, Aussagen über die genetische Beschaffenheit (Vielfalt der Gene) ihrer Zuchttiere VOR einer Verpaarung zu tätigen und so die Qualität ihrer Zucht zu präsentieren. Ich kann verstehen, dass Outcross-Verpaarungen oft von den Züchtern abgelehnt werden, die Inzucht als bevorzugte Zuchtmethode ansehen, weil sie ihren Zwingertyp nicht verlassen möchten. Wenn aber phänotypisch passend verpaart wird und genetische Untersuchungen vorliegen, stellt ein Outcross kein Problem mehr dar! Auch bei aller Freiheit, die ein Züchter hat, sich passende Hunde für seine Zucht auszusuchen, sollte sein Hauptaugenmerk immer die Gesundheit der Hunde und ihrer Nachkommenschaft sein. Vitalität sichert bei der Hundezucht ihren Fortbestand auf lange Sicht, wodurch sich ein reichhaltiges Angebot an Möglichkeiten für die Zukunft ergibt, aus denen der Züchter kreativ schöpfen kann. Ich bin davon überzeugt, dass es auch heute noch hochwertige Direkt-Importe gibt, die sicherlich nicht leicht zu finden und noch schwieriger zu bekommen sind. Mutmaßungen, dass diese Hunde westliches Blut oder das anderer Rassen führen, sind fehl am Platze, wenn mit einer DNA-Analyse eine objektive Auskunft über die genetische Beschaffenheit eines Hundes vorliegt. Gesunde und funktionstüchtige Hunde müssen das Ziel eines jeden Züchters sein! Als Hundehalterin wünsche ich mir einen solchen und der ist letztendlich auch schön.

Im September 2008

Dr. Margrit Miekeley

P.S.: Mehr Eindrücke vom Saluki World Congress gibt es in der 5-teiligen Video-Slideshow zu sehen!


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