Meine Windhunde ... und ich

Daoud, mein neuer Freund

Schnee im Rheinland - Daoud mit acht Monaten

Mein neuer Freund – es ist wieder ein Grizzle-Saluki - hat mein Herz im wahrsten Sinne des Wortes im Sturm erobert. Nun ist er schon seit Ende November 2008 bei uns und ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass ich nach Gorazans Tod fast acht Monate ohne Hund war.

Wahrscheinlich hätte ich noch keinen neuen Hund, wenn nicht mein Mann irgendwann meinte, es müsse wieder ein Hund ins Haus. Da Shera Chuat einen Wurf hatte, den ich sehr schön fand und der mir von Abstammung und Aufzucht gefiel, habe ich mir erst einmal die süßen Hündchen stillschweigend auf dem Monitor angeschaut, um dann zweitausendsechshundert Kilometer zu fahren, weil ich mir diese Welpen einmal in Natura ansehen wollte. Natürlich brachten wir einen davon mit. Das ist nun unser Daoud Osjan.

Zum Verlieben: Daoud mit 5 Wochen

Doch es vergingen viele Monate, bis ich mich endlich entschließen konnte, dass mein geliebter Gorazan doch einen Nachfolger bekommen sollte. In der Zwischenzeit schickte mir Shera viele schöne Fotos, die mich irgendwann überzeugten, dass ich einen neuen Hund brauchte. Vom ersten Tag an - und das war eigentlich schon im Juni – wusste ich, welchen Welpen ich aus dem D/O Wurf nehmen wollte, doch dieser war im fernen Südfrankreich. Es war der selbstbewusst dreinschauende Rüde Nr. 1, ein Saluki-Rüde, der mir auf Anhieb gefiel. Später gab die Züchterin ihm den Namen „Daoud Osjan“. Eigentlich hatte ich mir einen weicher klingenden Namen, wie Dschanem oder Dschawan, vorgestellt. Doch inzwischen haben wir uns auch an Daoud gewöhnt und er hört sogar darauf, doch nach Salukiart nur dann, wenn er will. Inzwischen weiß ich auch, dass es eine weicher klingende, persische Version gibt, nämlich Davoud. Und außerdem hat mein kleiner, großer Freund so viele Kosenamen, wie mein Gorazan auch, nämlich Schnuffi, Bübchen oder auch Klein-Fritzchen.

Als ich einer Freundin erzählte, dass mein neuer Saluki „Klein-Fritzchen“ heißt, meinte sie entrüstet: „Wie kann man einen Saluki <Klein-Fritzchen> nennen? Stell dir mal vor, wenn er groß ist. Wie wirst du ihn dann nennen?“ Worauf ich antwortete: „Ganz einfach, dann nenne ich ihn eben <Alter Fritz>!“ Darüber mussten wir beide herzlich lachen.

So stoppt man sicher einen Fuball

Daoud musste viel lernen, als er in unser Haus kam, doch das alles wohl dosiert: Zuerst lernte er sein neues Zuhause kennen. Da wir davon zwei haben, halten wir uns oft an verschiedenen Wohnorten auf. Doch wenn er hinten im Auto auf der Rückbank sitzt, könnten wir nach seiner Meinung einmal um die Erde fahren. Sobald ich los fahre, ist sein Kopf im Rückspiegel nicht mehr zu sehen und ich muss mich ab und zu umdrehen, um zu wissen, ob mein Hund überhaupt noch vorhanden ist. Ebenso lernte er viele Menschen und Tiere kennen, die er alle mit überschwänglicher Freude begrüßt. Überhaupt ist Daoud ein sehr freundlicher und anhänglicher Saluki. Er lässt sich von mir streicheln und liebkosen, solange ich will. Mit Nachbars Hunden schloss er bereits Freundschaft und respektiert inzwischen Elektrozäune und Pferde. Er kennt  sogar die Katze von nebenan und auch den Hausigel im rheinländischen Garten. Neulich war ich mit meinem neuen Freund auf dem Wochenmarkt. In der Stadt fand er jedes Täubchen äußerst interessant. Als wir durch das Einkaufzentrum gingen, liefen einige Leute hinter uns her, um anerkennend festzustellen, dass es sich um einen jungen Saluki handelt. Da es mit Daoud nur zwei von dieser Rasse in unserem Wohnort gibt, war er zwar ein seltener, doch auffallender Besucher.

 

Als ich nach zwei Wochen meinen jungen Saluki das erste Mal von der Leine ließ, hatte ich tüchtiges Herzklopfen; denn es lag hoch Schnee im Sauerland und ich wusste nicht, wie er auf neue, unvorhergesehene Situationen in einer neuen Umgebung reagiert. Mein neuer Weggefährte blieb jedoch schön an meiner Seite, weil er Angst hatte, dass ich ihm abhanden kommen könnte. Zu meiner Freude klappte das Freilassen für den Anfang schon so gut, dass wir es einige Male wiederholten. Doch eines Tages lief er zur anderen Talseite hinüber, um Wanderer, die er dort erspähte, mal eben schnell zu begrüßen. Da war ich doch gezwungen, bergab und bergauf zu klettern, durch Weidezäune zu steigen und noch einen Bach zu überqueren, um meinen Tausendsassa wieder zu holen, damit die beiden Wanderer von dem Springinsfeld befreit wurden. Dabei hielt ich zu meinem Saluki immer Pfiff-, Ruf- und Sichtkontakt. Anschließend wollte er mich davon überzeugen, dass er den Weg nach Hause schon kennt. Diese Aktion brachte mich bei dem hohen Schnee ganz schön ins Schwitzen und ich kam total erschöpft zu Hause an. Dagegen muss ein olympisches Trainingslager ein wahres Erholungscamp sein! Ich war jedoch sehr glücklich, dass ich mit meinem jungen Windhund wieder heil daheim ankam und ich schwor mir, bei diesen Witterungsverhältnissen ihn erst mal nicht von der Leine zu lassen. Da wir aber zum Glück zwei Gärten haben, kann er auch in diesen toben, was er auch reichlich macht.

Daoud gibt eine Vorstellung auf der „Gartenbühne“

Daoud rennt gerne durch die Böschung im Garten. Das ist ein gutes Training und hält ihn fit. Wenn die Pferde auf der benachbarten Weide grasen, macht ihm das besonderen Spaß und er gibt ihnen gerne eine kostenlose Vorstellung von seinem Können. Es ist einfach nur herrlich anzusehen, wie die Tiere sich füreinander interessieren und auf ihre Weise auch miteinander kommunizieren. Dieses zu beobachten macht mir dann auch Freude.

 

Mittlerweile warte ich darauf, dass mein junger Saluki, der nun acht Monate alt ist, telefonieren kann: „Hallo, hier Daoud, es ist im Moment keiner da!“; denn er saust bereits zum Telefon, wenn es klingelt und ist dann über alle Maßen erstaunt, wenn er auf dem Anrufbeantworter meine Stimme vernimmt, ich aber nicht zu Hause bin. Diesen hat er bereits so verstellt, dass Anrufer nur noch hören: „Hold the line, please!“ Auch der Postbote wird freudig begrüßt und jeder ankommende Brief erst mal abgeschnüffelt, ob sich darin nicht ein Würstchen versteckt. Wenn sich darin jedoch eine Rechnung befindet, wird diese von ihm klein säuberlich vernichtet. Die kleinen Apfelsinen vom alten Orangenbaum schmecken ihm zum Glück überhaupt nicht, dafür aber unsere Socken und Schuhe, die er überall findet. Deshalb wird alles schon aufgeräumt. Wenn er doch einen Schuh findet, steckt er seine Nase hinein und inhaliert tief. Neuerdings stolpern wir in unserem Wohnzimmer über Plüschtiere und Kauknochen, finden Schuhe auf Sofakissen, suchen unsere Post, haben an allen Scheiben wieder arabische Schriftzeichen. Abends freuen wir uns dann, wenn Daoud nach getaner Arbeit mit uns in gemütlicher Runde auf seinem Ledersessel sich räkelt und mit uns zusammen Fernsehen sieht. Für Sendungen, in denen Hunde vorkommen, hat er ein ganz besonderes Interesse. Dann steht er  auf, schnüffelt an der Bildscheibe herum und schaut vorsichtshalber auch noch mal hinter das Gerät, ob sich nicht dort ein Hund versteckt. Ich habe bis heute noch nichts gefunden, wofür er sich nicht interessiert. Wenn ich eine Schublade öffne, der erste, der weiß, was darin ist oder was ich suche, weil er seine lange Nase hineinsteckt, ist mein kleiner, großer Freund.

 

Egal, ob meine Handtasche nun keine Henkel mehr hat, die schöne Lederleine in zwei Teile zerbissen wurde und meine bequemen Hausschuhe auf den Müll müssen, wenn dieser kleine, große Schelm mich mit großen Augen fragend ansieht: „Durfte ich das nicht?“, kann niemand ihm mehr böse sein. Denn niemand kann sich so freuen wie er, wenn einer von uns nach Hause kommt. Und das passiert am Tage einige Male. Auch dann, wenn ich nur die Etage wechsle und wieder zur Tür hinein komme. Überhaupt ist er ein richtiger Sonnenschein und bei uns im Haus ist wieder Leben eingekehrt. Es stimmt, ohne Hund - und bestimmt ohne einen Saluki - ist das Leben nur halb so schön!

Im Januar 2009

Dr. Margrit Miekeley

Schnell wie der Wind

15. Mai 2013

Ein WDR-Fernsehbeitrag über Daoud und mich, ausgestrahlt in der Lokalzeit Südwestfalen:

Er ist Nordrhein-Westfalens schnellster und offiziell auch schönster Sprinter - und er kommt aus Lüdenscheid: Daoud. Der vierjährige Windhund schafft die 100 Meter deutlich schneller als ein Mensch und bereitet sich mit seinem Frauchen Margrit Miekeley gerade auf die neue Saison vor. Denn dann soll er wieder Titel erlaufen.

Zu dem Text des WDR bitte meinen Kommentar lesen unter "Titel, Erfolge und die Gesundheit meines Saluki".

 

- Fortsetzung folgt -

 


Alle Texte und Bilder, sofern nicht anders gekennzeichnet, sind Copyright ©