Meine Windhunde ... und ich

Echo und Ergänzung

zum Artikel im UW-2 "Molekulargenetik, DNA-Testverfahren und ganzheitliche Gesundheitsvorsorge in der Hundezucht"

Meine Veröffentlichung in „Unsere Windhunde“; Verbandszeitschrift des DWZRV, Heft 3, 2004, Seiten 18 und 19

Zahlreiche Anrufe und Mails zu meinem Artikel zeigen, dass eine Diskussion um die Gesunderhaltung der Windhunde entfacht ist. Darüber kann ich mich auch als Halterin eines gesunden Hundes freuen, weil die Gesundheit von Tier und Mensch für mich ein wichtiges Thema darstellt. Ohne Gesundheit ist bekanntlich nichts zu bewerkstelligen. Mir ist völlig klar, dass Gesundheitsvorsorge von den Menschen betrieben wird, die dem Wohlergehen ihres eigenen Körpers und dem ihres Tieres Beachtung schenken. Effektiv kann sie in der Hundezucht allerdings erst dann sein, wenn ihre Bedeutung und Notwendigkeit von betroffenen Haltern UND Züchtern erkannt wird. So bilden Fürsorge und partnerschaftliches Verhältnis die Basis, um gemeinsam ein Ziel zu verfolgen, nämlich dem besten Freund des Menschen ein langes, gesundes Leben zu ermöglichen.
Bei diesen Gesprächen mit interessierten Lesern kam auch zum Ausdruck, dass sich manche Halter vom Züchter in dem Augenblick allein gelassen fühlen, wenn ihr Hund schwer erkrankt und das Erbgut "DNA- getestet" werden soll, damit Kenntnisse über Erbgänge einer Krankheit erworben werden können. Aus verschiedenen Gründen wurden solche Maßnahmen abgelehnt, deshalb wünschten sich diese betroffenen Hundehalter bei dem Vorhaben, einen Hund auf Erbkrankheiten testen zu lassen, mehr unterstützende Hilfestellung vonseiten des Züchters sowie vom Verband.

Wie ich im obigen Artikel erwähnte, gibt es für Halter und Züchter Möglichkeiten, die Risiken einer Erkrankung zu minimieren sowie durch Testung zu erkennen. Das heißt, krank machende Gene können im Erbgut durch ein spezielles Testverfahren identifiziert werden. Hier geht es um ein spezielles Vorsorge- und Diagnoseverfahren. Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall und die Kenntnisse stehen dem Züchter für weitere züchterische Aktivität zur Verfügung.

Zur Verdeutlichung, welche Testverfahren für welche Krankheiten vorhanden sind, möchte ich eine Tabelle als Ergänzung einfügen, aus der Vererbung und Krankheitszeichen zu entnehmen sind. Eine weitere Tabelle enthält Internetadressen der Laboratorien, die Testungen für die genannten Erkrankungen durchführen. Wie bereits gesagt, stehen meines Wissens Tests für DCM und AIHA noch aus. Allerdings können Forscher nur dann Tests entwickeln, wenn ihnen Blut von Tieren zur Verfügung gestellt wird.

 

 

Namen der Firmen oder DNA-Testanbieter Kontaktadresse
Ruhr-Universität Bochum (1) Prof. J.T. Epplen gabriele.dekomien@ruhr-uni-bochum.de
Laboklin (2) www.laboklin.com
Michigan State University (3) Dr. S. Petersen-Jones www.cardigancorgis.com
Optigen (4) www.optigen.com
VetGen (5) Vetgen.com
University of Pennsylvania (6) J. Deubler Laboratory; Dr. Urs Giger Tel. 800-483-8436
Jeffersons Medical College (7) Dr. D. Wenger; David. wenger@mail.tju.edu
GeneSearch (8) www.genesearch.net
Medigenomix (9) www.medigenomix.de

 

Tabelle 1 und 2 aus: Dekomien Dr., Gabriele: DNA-Tests beim Hund, Archiv GKF, Bonn.

Wie aus Tabelle 1 zu ersehen ist, nahm lediglich eine Windhundrasse an einem Testverfahren teil.
Aus dieser Tatsache erheben sich für mich folgende Fragen:
Sind die anderen Windhunde alle kerngesund? Wenn das so ist, dann wären DNA-Testungen unnötig und Informationen darüber überflüssig.

Doch wenn Windhunde einige dieser Krankheiten (s. Tabelle) zeigen, so muss gefragt werden: Warum werden Testungen nicht durchgeführt? Könnte die Sorge der Züchter vor Repressalien der Grund sein? Werden die Kosten gescheut? Fehlt vielleicht sogar das Interesse? Besteht Informationsmangel?

Erkrankt ein Hund im jungen oder mittleren Alter schwer, sollten Züchter sowie Halter einen Weg finden, um dem Hund alle Möglichkeiten der modernen Medizin zur Diagnosefindung zur Verfügung zu stellen; denn der Züchter selbst wird am meisten von den Ergebnissen profitieren und kann mit neuen Kenntnissen Verpaarungen planen. Wird allerdings mit kranken oder genetisch disponierten Tieren bedenkenlos weiter gezüchtet, wird nicht nur grob fahrlässig gehandelt, sondern auch gegen den Gedanken des Tierschutzes verstoßen.
Ist eine Verpaarung mit erbkranken Tieren bereits erfolgt, so müssen nicht alle Nachkommen krank sein oder werden; ebenso wenig müssen nicht alle Hunde Träger des "defekten" Gens (Allel) sein. Auch besteht durchaus die Möglichkeit, dass Hunde von kranken Eltern, dieses krankmachende Gen nicht besitzen, und es folglich an ihre Nachkommen nicht vererben können. Sogar bei einer Wurfwiederholung mit den selben Elterntieren sähe nach dem Zufallsprinzip die Verteilung für Krankheit und Trägerschaft mit Defekt-Genen auf die Nachkommenschaft wieder völlig anders aus. Hier kommt die Notwendigkeit einer Testung zum Ausdruck. Die Hunde, die dieses krankmachende Gen für eine bestimmte Krankheit tragen, sollte der Züchter kennen.
Da einige Krankheiten mit Gen-Defekten sich erst im mittleren Alter eines Tieres zeigen, wird das Problem umso größer, wenn bereits mit Hunden im jungen Lebensalter gezüchtet wurde. Der Kostenaufwand erhöht sich, weil dann mehr Hunde getestet werden müssen. Wenn es so ist, dass einige Erbkrankheiten erst im mittleren Alter auftreten, lautet ein "erster" Schritt einer Präventivmaßnahme für die sogenannten "Spätentwickler" der Windhundrassen, dass Hunde vor dem vierten Lebensjahr zur Zucht nicht eingesetzt werden dürfen. Mir ist völlig klar, was das für den Züchter bedeutet. Die zuchtaktive Phase und Zahl der Würfe würden sich verringern, doch das muss für jeden verantwortungsvollen Züchter wünschenswert sein, weil sich dadurch gleichzeitig die Zahl der in Not geratenen Windhunde reduziert.
Wenn beim Häuserkauf Gewährleistungen üblich sind und der Eigentümer verpflichtet ist, einen Prozentsatz von seinen Einnahmen für Reparaturen zu hinterlegen, warum gilt dieses Prinzip nicht auch für die Hundezucht? Und Häuser sind wirklich nicht mit Hunden zu vergleichen! Doch die Bilanz eines Züchters stimmt spätestens dann wieder, wenn Hundehalter feststellen, dass sie einen gesunden Hund, von untersuchten Elterntieren gekauft haben. Dieser Hund ist sein Geld Wert! Sollte dieser Hund noch erfolgreich sein, ist die Freude umso größer. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass bleibender Erfolg jedoch nur mit gesunden Hunden möglich ist. Zuchtstätten, die alt gewordene, gesunde Hunde hervor bringen, sprechen sich unter Hundefreunden ebenso schnell herum!

Wer es als Züchter jedoch vorzieht, auf "beiden Augen blind" und auf "beiden Ohren taub" zu sein, der wird diese Tabelle so interpretieren, dass jede Hunderasse, die in der Tabelle erscheint, sich bereits "geouted" hat und das geschieht mit den Initiatoren der Maßnahmen genauso gut. Jegliches Ansinnen auf Gesundheit scheitert an einer solchen Denkungsweise und wird letztendlich verhindern, dass genetische Tests als Gesundheitsvorsorge bei einer Hunderasse eingesetzt werden. Diese Testverfahren sind nämlich entwickelt worden, um Haltern und Züchtern ein sicheres Diagnoseverfahren "an die Hand" zu geben. Demzufolge dient es nicht der Beweisführung, dass jemand mal irgendwann bewusst oder unbewusst fahrlässig gehandelt hat.
Es ist menschlich allzu verständlich, dass ein Züchter, bei dem gehäuft Krankheiten in einer Linie auftreten, sich nicht mit "der Klingel in der Hand" an die Öffentlichkeit wendet, weil er Beratung benötigt. Doch ist es auch ein Trugschluss, dass eine schwere Erbkrankheit, wenn sie sich zeigt, verschwiegen wird und anschließend in der Linie nicht mehr vorhanden ist.
Der Wissenschaftler garantiert Diskretion und wünscht sich Menschen, die einen Hund zum Testen bringen, die allein um seine Gesundheit und um die seiner Nachkommen besorgt sind. Da bei der Gesundheitsfürsorge der Tierschutzgedanke im großen Maße eine praktische Anwendung erfährt, sind alle maßgeblichen Einrichtungen angesprochen, eine Lösung des Problems auf lange Sicht zu suchen.
Hundekauf ist und bleibt Vertrauenssache! Doch ist nur dem Züchter zu trauen, der sich auch noch nach dem Verkauf des Welpen für "seinen" gezüchteten Hund verantwortlich fühlt. Es müssen Anstrengungen gemeinsam unternommen sowie alle Möglichkeiten der Medizin für Diagnoseverfahren und Vorsorge genutzt werden. Dieses Vorgehen verlangt tatkräftiges, konsequentes Handeln, damit unsere Windhundrassen dem Standard gemäß uns für die Zukunft erhalten bleiben.
Ich denke, wenn es bereits Untersuchungen und Testverfahren gibt, haben wir Menschen die Pflicht, diese auch anzuwenden, weil jeder Hund als Individuum einmalig ist und von keinem anderen ersetzt werden kann.

Im Februar 2004

Dr. Margrit Miekeley
www.meinewindhunde.de

P.S.: Mit einem Mindestbeitrag von jährlich € 30.- können übrigens Forschungsprojekte für die Gesundheit der Hunde finanziell unterstützt werden. Deshalb nenne ich nachfolgend E-Mail-, Postadresse und Kontonummer der "Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V.":

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